[Fak4-Infoliste] Rücktritt von Gunnar Schröter
Timo Glaser
info at timoglaser.de
Fre Dez 20 17:07:01 CET 2002
Hallo,
für alle, die es noch nicht wissen:
Gunnar Schröter, langjähriges Mitglied des Fakultätsrates (zuletzt
Vertreter der WMs), ist zurückgetreten. Entscheidend sind jedoch die
Gründe dafür.
Aus diesem Grund habe ich seine Rücktrittserklärung an diese mail
gehängt. Sollte man sich wirklich mal durchlesen.
Gruss,
Timo
--
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Technical University of Berlin (Department of Computer Science)
GPG FP: "2B4A E5BD 962B 1E68 F9D7 3BB4 A597 2B1F 86E3 01A2"
-------------- nächster Teil --------------
Sehr geehrte Fakultätsratmitglieder,
aus Anlaß des Verlaufes der letzten Fakultätsratssitzung (20.11.2002)
erkläre ich hiermit meinen Rücktritt aus dem Fakultätsrat.
Dieser Schritt ist mir nach meinem langjährigen politischen Engagement
in der akademischen Selbstverwaltung (2 Jahre Studentischer Vorsitzender
der AK, 2 Jahre studentisches Mitglied des Fachbereichsrats Informatik,
2 Jahre Vertreter der Mittelbaus im Fachbereichsrat Informatik und
zuletzt 1 3/4 Jahre Vertreter der Mittelbaus im Fakultätsrat der
Fakultät IV) nicht leicht gefallen.
Ich sehe mich aber durch die Veränderungen im politischen Klima an der
Fakultät dazu gezwungen.
Worin sehe ich diese Veränderungen?
Der Interessenausgleich zwischen den verschiedenen Statusgruppen
Fakultät ist zunehmend durch eine Machtpolitik der Professoren
ersetzt worden. D.h., Beschlüsse werden zunehmend nur noch mit knapper
Professorenmehrheit beschlossen. Die ernsthafte Suche nach
Kompromissen, die für eine breitere,
statusgruppenuebergreifenden Mehrheit findet kaum noch und wenn nur
gezwungenermassen und sehr unwillentlich statt. Höhepunkt dieser
Entwicklung ist die zunehmende Behinderung solcher Disskusionen durch
Mitglieder der Fakultätsleitung. Die Sachauseinandersetzung ist
durch die Machtfrage ersetzt worden.
Schon diese Entwicklung allein finde ich für die Fakulät verheerend.
Der eigentliche Grund für meinen Rücktritt liegt aber nicht in der
gesteigerten Härte der politischen Auseinandersetzungen, sondern
in der zunehmend unwürdigen, ja beleidigenden Art und Weise wie diese
Entwicklung betrieben und forciert wurde und wird.
Der gegenseitige und statusgruppenunabhänige Respekt vor dem Engagements
der jeweils anderen Fakultätratsmitglieder ist auf einen absoluten
Tiefpunkt gesunken. Höhepunkt dieser Entwicklung sind die
unwiedersprochenen Äusserungen des Prodekans der letzten
Fakultätsratssitzung, der ein Verständnis eines meiner
Disskusionsbeiträge als unnötig und überfluessig deklarierte.
Der fehlende Wiederspruch zeigt deutlich, wie durch
zunehmendes Klischeedenken meine persönlichen Mitgestaltungsmöglichkeiten
nahe an den Nullpunkt gebracht wurden. Eine aktive Interessevertretung
meiner Statusgruppe ist mir hierdurch nicht mehr möglich.
Ich empfinde diese Entwicklung als beschämend, unwürdig und für die
Weiterentwicklung der Fakultät verheerend und habe solange es mir
möglich erschien versucht, sie aufzuhalten, umzukehren oder auch nur ihr
entgegenzuwirken. Ich habe einsehen müssen, daß ich dieses
nicht vermocht habe. Die Positionen derjenigen, die diese Entwicklung
forciert haben und immer noch forcieren, war zu stark und die
Unterstützung für meinen Wiederstand, insbesondere von Professorenseite,
war zu schwach.
Ich halte diese Entwicklung für jederzeit
aufhaltbar. Hierfür waere lediglich ein entsprechender,
statusgruppenübergreifender Konsens nötig. Damit dieser zustande
kommt, müssen die Fakulaetsratsmitglieder, die diesen Konsens tragen,
ihn aktiv und hörbar vertreten.
Gunnar Schröter
gewählter Vertreter der akademischen Mitarbeiter im Fakultätsrat
der Fakultät IV.
Berlin, den 18.12.2002