[Freitagsrunden-Infoliste] Projekt Multifunktionale Campuskarte an der TU Berlin durch Kuratorium eingestellt

Thomas Kaschwig thomas at freitagsrunde.org
Mit Jun 23 22:41:36 CEST 2004


Projekt Multifunktionale Campuskarte an der TU Berlin durch Kuratorium 
eingestellt

Nach monate- bzw. jahrelanger Diskussion um die Notwendigkeit, 
Wirtschaftlichkeit und rechtlichen Aspekte des Projektes 
Multifunktionaler Campuskarte an der Technischen Universität Berlin wurde 
heute durch das Kuratorium der Universität ein abschließender Beschluss 
gefasst.

Mit 11:8:0 Stimmen sprachen sich die Mitglieder für folgendes Vorgehen 
aus:

Das Kuratorium nimmt die vorgelegte Kosten-Nutzen-Rechnung sowie das 
Gutachten zur Klärung der rechtlichen Grundlagen und Verpflichtungen zum 
Projekt TU-Campuskarte zur Kenntnis.

Entsprechend des in der Sitzung vom 19. Februar 2004 gefassten Beschlusses 
stellt das Kuratorium auf der Basis dieser Gutachten fest: Aufgrund der 
gutachterlich bestätigten mangelnden Wirtschaftlichkeit des Projektes 
sowie der laut Rechtsgutachten entstehenden Haftungsprobleme im Bereich 
des Haupteinsatzfeldes, der Prüfungsverwaltung, empfiehlt das Kuratorium 
die umgehende qualifizierte Einstellung des Projektes multifunktionale 
Campuskarte. Das Kuratorium erwartet keine weitere Mittelausgabe sowie 
einen Bericht durch das Präsidium, wie eine Nachnutzung von Teilbereichen 
des Projektes erfolgen solle.

http://asta.tu-berlin.de/presse/23juni2004.html


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Chipkartenprojekt an der TU Berlin gestoppt

Das Kuratorium der TU Berlin hat die Einstellung des umstrittenen 
Campuskartenprojekts an der TU Berlin empfohlen. Die in diesem 
Sommersemester begonnene Einführung einer multifunktionalen Chipkarte als 
elektronischen Studierenden- und Dienstausweis an der TU Berlin hat sich 
als wirtschaftlich und rechtlich so problematisch erwiesen, dass das für 
die Haushaltskontrolle verantwortliche Kuratorium die Notbremse gezogen 
hat, erklärte Lisa Paus, hochschulpolitische Sprecherin der 
Grünen-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus und Mitglied im Kuratorium 
der TU Berlin, gegenüber heise online.

Seit 1999 seien bereits drei Millionen Euro in das Projekt geflossen, 
davon zur Hälfte Haushaltsmittel der TU, zur Hälfte Mittel des ehemaligen 
Projektpartners Motorola sowie aus einem Förderprogramm der 
Senatsverwaltung Wirtschaft und Arbeit. Und dies, ohne dass es bislang 
Anwendungen oder über die Chipkarte nutzbare Dienste gebe, kritisierte 
Paus die bisherige Umsetzung. Die TU Berlin habe nun endlich nach langem 
Weigern eine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgelegt, wonach sich trotz 
sehr optimistischer Ansätze eine Amortisation des Projektes frühestens im 
Jahre 2025 ergebe -- wobei notwendige Ersatzinvestitionen noch nicht 
berücksichtigt seien.

Auch technisch weise die Karte gravierende Mängel auf: So fehle eine dem 
Signaturgesetz entsprechende Implementierung einer digitalen Signatur, 
sodass die Hochschule laut Rechtsgutachten bei juristischen 
Streitigkeiten beispielsweise zu Prüfungsanmeldungen oder Rückmeldungen 
im Zweifel das Nachsehen hätte. Dass Projekte zur Einführung von 
Chipkarten an Hochschulen auch eine Signaturgesetz-konforme 
Signaturfunktion vorsehen sollten, hatte die Hochschulrektorenkonferenz 
bereits im Jahre 2000 empfohlen.

Eigentlich sollte die Einführung der Karte auch als Referenzprojekt 
dienen, um die Karte auch anderen Hochschulen anbieten zu können. Jetzt 
bleibt der Hochschule nur noch, bis zur nächsten Sitzung im September ein 
Konzept für eine "qualifizierte Beendigung" des Projekts vorzulegen, 
sagte Paus. (anm/c't)

http://www.heise.de/newsticker/meldung/48537

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