[Freitagsrunden-Infoliste] Bericht aus dem FKR: Fortschrittskontrolle (beinahe) entschärft!

Kai Dietrich kai at freitagsrunde.org
Sa Jan 23 10:19:29 CET 2010


Wer sich nicht für sein (Bachelor-) Studium interessiert, braucht hier nicht 
weiterlesen...

Für alle anderen ein doch recht bedeutsamer Bericht aus dem letzten 
Fakultätsrat (FKR) der Fakultät IV:


Ouvertüre:

Die Fak. IV hat die drei großen Studiengänge INF, ET und TI im großen und 
ganzen akkreditieren lassen. Eine solche Akkreditierung wird von einer 
Organisation durchgeführt, die ganz genau überprüft ob unsere Studiengänge 
allgemein akzeptierten Qualitätsstandards genügen. Insbesondere für 
ausländische Studenten und Studenten die mal ins Ausland gehen ist es von 
Vorteil eine solche zu haben, denn damit können sie ihrem zukünftigen 
Arbeitgeber oder einer anderen Universität gegenüber nachweisen, dass sie sich 
ihren Titel nicht einfach nur irgendwo gekauft, sondern wirklich hart 
gearbeitet haben.

1. Akt

Die TU-Berlin hat vor kurzem eine Allgemein Prüfungsordnung (AllgPO-TU) 
eingeführt, welche die allgemeine Prüfungsordnung der Fakultät-IV (AllgPO-IV) 
in einigen Teilen überschrieben hat. Zudem hat der Akkreditierer der Fakultät 
IV einige Änderungen eher formaler denn inhaltlicher Art an unseren 
Prüfungsordnungen gefordert.

Auf diese beiden Anlässe hin, hat sich der Studiendekan Prof. Heiss, die 
Referentin für Studium und Lehre Frau Sosna und die Ausbildungskommission (AK) 
dazu  entschlossen die bisherigen Studien- und Prüfungsordnungen (StuPOs) 
zusammen  zu fassen und die zusätzliche Schicht der AllgPO-IV zu streichen. 
D.h. es  sollen alle drei StuPOs der Studiengänge genau das enthalten was 
nicht in der  AllgPO-TU enthalten war, aber in der AllgPO-IV. Dazu gehört u.A. 
auch die Fortschrittskontrolle.

2. Akt

Die Ausbildungskommission (wir) beschließt neben dem formalen Copy&Paste 
Vorgang  eine kleine Änderung am Wortlaut des Paragraphen, der für die 
Fortschrittskontrolle verantwortlich ist als Vorlage für den FKR. Aus:

"Es ist ein LP-Minimum von 30 LP pro Studienjahr zu erbringen."

wird:

"Es sind Prüfungsleistungen (inkl. Prüfungswiederholungen) mit einem LP-
Minimum von 30 LP pro Studienjahr anzutreten."

Dies würde bedeuten, dass endlich die Akkumulation von nicht-geschafften 
Leistungen weg fällt. Wer sich z.B. für 30LP angemeldet hat (weil er nicht 
mehr schafft, aus welchen Gründen auch immer), davon jedoch nur 25LP schafft 
(aus welchen Gründen auch immer), der muss im nächsten Jahr 35LP 
schaffen. Wenn er wiederum nur 25LP schafft, müsste er im dritten Jahr dann 
40LP schaffen usw.. Die Folge währe bei strenger Auslegung der alten StuPO 
jeweils eine Zwangsanmeldung zu den fehlenden LP.

Zum Glück wird momentan die StuPO nicht so streng ausgelegt. I.d.R. werden 
wohl solche Situationen im Gespräch mit dem Mentor abgefangen und führen nicht 
zu Zwangsanmeldungen. Wir finden jedoch eine reine De-Facto Lösung für das 
Problem keinen dauerhaft akzeptablen Zustand. Die Regel sollte hier auch 
Praxis entsprechen, damit man sich auch darauf verlassen kann. Aus dieser 
Motivation heraus ist auch die Änderung entstanden. Ohne eine solche lockere 
Auslegung ist die Fortschrittskontrolle nicht akzeptabel.

3. Akt

Die geänderte Vorlage geht in den Fakultätsrat am letzten Mittwoch. 
Studiendekan Prof. Heiss  macht sofort auf die Änderung aufmerksam und ist 
damit nicht einverstanden. Seine Argumente sind:
1. Durch die inhaltliche Änderung wird die bereits durchgeführte 
Akkreditierung gefährdet.
2. Die neue Regelung entspricht nicht dem Sinn der Fortschrittskontrolle.

Unsere Argumente, dass die bisherige Regelung zu viel Druck aufbaut und nicht 
nur dazu führt Problemfälle aufzudecken, sondern das gesamte Studium zu einem 
emotionalen Hürdenlauf macht, werden offensichtlich nicht akzeptiert. Die 
Abstimmung über die Ablehnung der Änderung endet mit einem
7:2:4 (7 dafür: Profs, 2 dagegen: Studis, 4 Enthaltungen: WM+Sonstige). Damit 
bleibt es bei der alten, nur in der Implementierung akzeptablen Form.

Finale

Wenn wir auch mit diesem Vorstoß nicht sehr weit gekommen sind, hoffen wir 
jedoch trotzdem eine neue Diskussion darüber eröffnen zu können, ob und wenn 
ja in welcher Form wir eine Fortschrittskontrolle brauchen. 
Diskussionsbereitschaft seitens der Professoren scheint generell zu bestehen, 
wir  müssen also "nur" eine Form finden, mit der alle zufrieden sind, denn so 
ganz  sinnlos ist die Fortschrittskontrolle ja auch nicht.

Dafür brauchen wir jedoch noch mehr Blickwinkel als unsere. Dafür laden wir 
euch ein auf der fopen-Liste, unserer öffentlichen und pseudonymen 
Diskussionsliste, mit uns darüber zu diskutieren, oder direkt an 
info at freitagsrunde.org zu antworten:

1. Wer war von der bisherigen Fortschrittskontrolle betroffen, wie waren die 
Erfahrungen?

2. Kann man Arbeit und Studium im Bachelor (INF/ET/TI) vereinen?

3. Führt die Fortschrittskontrolle zu psychischem Druck? In welcher Weise 
beeinflusst dich dieser, Dinge nicht zu tun, die du sonst tun würdest?

Um auf diese e-Mail zu antworten, kannst du dich:
- entweder auf fopen at lists.freitagsrunde.org (unserer öffentlichen 
Diskussionsliste) subscriben und dort deine Erfahrungen beschreiben
http://lists.freitagsrunde.org/mailman/listinfo/fopen
- oder direkt an info at freitagsrunde.org antworten.

Wir würden uns sehr über Deine Antworten freuen. Die tatsächlichen 
Auswirkungen der Fortschrittskontrolle sind nämlich unbekannt und wir brauchen 
Argumente gegen die Meinung der Professoren.

Gruss
Kai
Freitagsrunde


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