[Freitagsrunden-Infoliste] Offener Brief an Herrn Hommel

Martin Häcker mhaecker at mac.com
Die Nov 11 11:00:34 CET 2003


Salve allerseits!

Wie ihr alle schon wisst wird es ja für uns bald 
eine neue Stupo geben. Genauer: Diesen Mittwoch 
ist es soweit, dann wird um 14 Uhr im 
Fakultätsrat (gegenüber von unserem Raum: 5046) 
das Machwerk beschlossen.

Viele unserer Kritikpunkte haben wir noch einmal 
in diesem offenen Brief zusammengefasst den wir 
euch jetzt hier auch noch einmal zugänglich 
machen wollen.

cu Martin

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»Offener Brief«

An Herrn Professor Hommel                   Berlin, 06. November 2003


*Verabschiedung der Allgemeinen Studien- und Prüfungsordnung*


Sehr geehrter Herr Professor Hommel,

wie Sie wissen, wurde im letzten Fakultätsrat gegen das Veto der
Studierenden eine neue allgemeine Studien- und Prüfungsordnung (StuPO)
beschlossen - auch mit Ihrer Stimme.

Dabei können wir uns nicht vorstellen, dass Sie sich wünschen, was wir
  als unausweichliche Konsequenz sehen:

1. Wir sind froh, dass unsere Fakultät sehr international ausgerichtet
ist, was sich durch den hohen Anteil ausländischer Mitstudenten zeigt.
Wie die Erfahrung zeigt, erfordert die Integration in eine ungewohnte
Sprache, Bürokratie und Kultur einfach eine gewisse Zeit.

2. Studentisches Engagement, vor allem in den verschiedenen Gremien,
erfordert viel Zeit. Die daraus entstehende Studienzeitverlängerung wird
im Rahmen des Bafög durch mehr Förderungssemester gewürdigt. Ähnliche
Regelungen vermissen wir in der neuen StuPO. Außerdem darf nicht
vergessen werden, dass viele Studierende neben ihrem Studium arbeiten
müssen, z.B. als Studentische Hilfskräfte. Aus formalen Gründen ist ein
Teilzeitstudium aber nur im Hauptstudium möglich. Zusätzlich verliert der
Studierende formaljuristisch im Teilzeitstudium seinen Studentenstatus,
muss also volle Sozialbeiträge zahlen und kann nicht mehr als Tutor
(Studentische Hilfskraft) eingestellt werden.

3. Durch die Fortschrittskontrollen entsteht ein zusätzlicher
Verwaltungsaufwand. Auf dem Weg zu einer schlanken Universitätsverwaltung
erscheint uns dies das gänzlich falsche Signal, gerade weil unklar ist,
wie die neu entstehenden Kosten gegenfinanziert werden sollen.


Die Folgen der Fortschrittskontrollen werden sein:
- In den ersten Semestern werden noch mehr Studierende ihr Studium
abbrechen, obwohl ihnen in keinster Weise die Fähigkeiten fehlen. Gerade
ausländische Kommilitonen werden benachteiligt, was der internationalen
Ausrichtung unserer Fakultät nicht zuträglich ist.

- Veranstaltungen wie die Erstsemestereinführung oder Projekte wie
»Opalix«, die nur mit großer studentischer Unterstützung möglich sind,
fallen weg. Es wird sehr viel schwerer, noch Tutoren und Engagierte zu
finden. Die bereits überlastete Verwaltung wird noch mehr Arbeit bekommen
(und dafür mehr Personal benötigen).

- Der zusätzliche Druck führt dazu, dass kaum noch Zeit bleibt, um die so
sehr gewünschten »Softskills« und Praxiserfahrungen neben dem Studium zu
erwerben.

Selbstständigkeit unterscheidet einen Universitätsabsolventen von einem
Fachhochschüler und qualifiziert ihn zur wissenschaftlichen Forschung.
Dazu ist Freiheit notwendig, die sich in der Forschung genauso wie in der
Lehre und im Studium widerspiegeln muss.

Sie können dabei helfen, diese Konsequenzen zu vermeiden, indem Sie die
Fortschrittskontrolle noch einmal überdenken.


Herzlichen Dank und mit freundlichen Grüßen
Ihre Freitagsrunde und ET-INI
-- 
dont.wanna.tell
[ot]coder - hehe